Zum letzten Spiel von Marco Schmidt in der 1. Herren am kommenden Samstag gegen Ebergötzen hat die langjährige Redaktion des ehemaligen Borntal-Kuriers sich die Zeit genommen um ein kurzes Interview mit ihm über die letzten 15-20 Jahre zu führen:
Gestellt wurden ihm 13 Fragen:
1. Erstes Spiel in der 1. Herren?
Das war am 2. Juni 2002 gegen Tettenborn. Ich wurde zur zweiten Halbzeit eingewechselt und konnte gleich nach 5 Minuten mit einem der ersten Ballkontakte das 2:0 erzielen. Das Spiel ging 5:0 aus. Nach dem Spiel habe ich vom eigentlich aufhörenden „Epi Bähner“ seine Nr. 6 geerbt. Gott sei Dank hat Epi dann doch noch ein paar Jahre drangehängt. Das Bild ist nach dem ersten Spiel am 02.06.2002 gemacht worden.
2. Bestes Spiel in der Ersten?
Das war gegen Förste im Juli 2003 im Jahnstadion auf dem A-Platz. Komischerweise war es noch nicht mal ein Punktspiel. Aber da Förste zu der Zeit immer im Bezirk gespielt hat, waren die Freundschaftsspiele damals was ganz besonderes. Da war alles drin, wir hatten 2:0 geführt zur Halbzeit, Förste glich zum 2:2 aus, aber Siggi Bode konnte nach Pass von mir mit einem knallharten Schuss aus vollem Lauf (wahrlich ein Super-Tor) das verdiente 3:2 erzielen. Selbst in den darauf folgenden zahlreichen Punktspielen waren die Spiele nie so hitzig wie hier. Gelbe Karten, bissige Zweikämpfe auf beiden Seiten. Selbst Epi (damals schon 37 Jahre alt) ist voll abgegangen mit seiner ganzen Cleverness, sehr zur Aufregung der Förster. Zuschauer Harald Lehn wurde den Abend sehr arm. Wir haben an einem Mittwochabend buchstäblich danach das Jahnstadion leer getrunken. Selbst Förstes damaliger Trainer Wolfgang Dreyer (früher Jugendtrainer von mir) kam nach dem Spiel und gratulierte mir zu der Leistung. Die Spiele gegen Förste haben schon immer am meisten Spaß gemacht. Sowohl in der Jugend, als auch die paar Spiele in der Herren. Egal ob Sieg oder Niederlage. Man hat in diesem Spiel immer versucht über die Leistungsgrenze, wenn möglich, hinauszugehen.
3. Schlechtestes Spiel?
Da gab es viele, aber eindeutig ganz oben war das im März 2009 gegen den SV Pöhlde. Wir hatten Chance ohne Ende. Bei Pöhlde stand der jetzige Harz-Kurier Kreisliga-Korrespondent Robert Koch aushilfsweise im Tor. Wir (Ich) haben alles verballert. Zum Ende des Spiels wurden wir mehrfach ausgekontert und verloren deutlich 1:5.
4. Das dramatischste Spiel:
Das war ohne Zweifel in der Bezirksklasse gegen Othfresen im Frühjahr 2006 mit Schiedsrichter Detlev Scheide. Das war unser bestes Saisonspiel. 3:1 geführt gegen eine Mannschaft von oben. In der 80. Minute Rot für Jockel Meißner wegen Nichts. 83. Minute Anschlusstreffer für Othfresen, in der letzten Minute anstatt Elfmeter für den FC gab es Gelb-Rot wegen Schwalbe für Uwe Schwob. Im Gegenzug das 3:3 und mit der letzten Aktion in der 95. Minute, obwohl Fibi vorher klar gefoult wurde, sogar das 3:4. Die aufgebrachten Eisdorfer Zuschauer reichten dem geduschten Schiedsrichter im Sportlerheim reihenweise die 50 € Scheine entgegen. Noch nie wurde ein Schiedsrichter (und völlig zu Recht) so verabschiedet.
5. Das beste Tor:
Ganz klar das Flugkopfball zum 2:1 gegen Lerbach im November 2010. Ecke von Thomas Hirschelmann, vom kurzem Fünfer-Eck per Flugkopfball den Ball ins die lange Ecke genau in den Torwinkel geköpft. Leider hat es nicht zum Sieg gereicht. 5 Minuten später machte ich ein Eigentor zum 2:2-Endstand.
6. Das wichtigste Tor, zugleich auch der schönste Sieg und das Tor zur Meisterschaft:
Das war der Elfmeter zum 2:0 gegen Tuspo Südring in der 80. Minute am 29. Mai 2005. Das 1:0 hatte ich in der Ersten Halbzeit per Freistoß erzielt. In der zweiten Halbzeit schwammen wir erheblich gegen den späteren Absteiger. Das Tor brachte die Entscheidung. Kurz danach erzielte Siggi Bode per raffinierten Freistoß das 3:0. Zehn Minuten später waren wir nach 29 Jahren wieder Meister, weil Freiheit gegen den Zweiten Hütte 3 mit 3:0 gewann. Auch wenn die Tore am letzten Spieltag 2008 in Bad Sachsa & 2009 in Petershütte zum Nicht-Abstieg auch wichtig waren, eine Meisterschaft ist doch eine andere Hausnummer und zählt mehr. Sowas erlebt man wohl nur einmal im Leben. Wie das Schicksal es wollte, bin ich am gleichen Abend mit meiner Dalina zusammen gekommen. Auf dem Bild der Elfmeter zur Meisterschaft.
7. Der größte Fehlschuss
Der einzige Elfmeter der jemals neben das Tor ging war leider im Pokalfinale 2005 in der 44. Minute gegen Lerbach. Wir hatten 1:0 geführt und der Elfmeter wäre wohl die Entscheidung gewesen. Ich schoss den Ball links am Tor vorbei. Dadurch schöpfte Lerbach neue Kraft für die 2. Halbzeit. Das Spiel war drei Tage nach der gewonnen Meisterschaft, bei uns schwanden die Kräfte und Lerbach siegte am Ende nicht unverdient mit 3:1. Uwe Schwob hält mir heute noch vor, dass er den Ball locker reingemacht hätte.
8. Die bitterste Niederlage:
Oh, das war gegen Förste 2005 in der Bezirksklasse. Wir haben gerade eine Woche vorher bei Tabellenführer Rammelsberg mit 3:2 gewonnen und waren vor dem Spiel im Derby Tabellennachbarn und eigentlich sehr selbstbewusst. Wir haben eine richtige Klatsche bekommen. Förste mit ihrer besten Saisonleistung schoss uns 7:1 im heimischen Borntal ab. Förste wurde später Meister und wir stiegen ab.
9. Der beste Mitspieler:
Ich habe mit vielen guten Leuten zusammengespielt. Ob es nun Epi Bähner, Jockel Meißner, Siggi Bode, Christian Fiebrich, Jacek Ciesla, Matthias Greune, Mario Schwedhelm oder Yanneck Meinecke war. Von allem konnte ich aber am besten, so Unglaublich es auch klingt, mit Uwe Schwob zusammen spielen. Ich habe viele Tore von ihm vorgelegt bekommen. Mit ihm konnte man, wenn man wollte, sich blind verstehen. Sein Motto hieß immer: „Bevor ich ihn selbst verballere, gebe ich ihn lieber dir.“
10. Der beste Trainer:
Wie auch bei den Trainern hatte ich viele gute Trainer. In der Jugend erst mein Onkel Hartmut, dann Hartmut Elligsen, über Frank Wilk und Thomas Tietz (sehr einprägsam, aber leider zu kurz, wegen zwei gebrochenen Armen war seine Trainerkarriere in der Winterpause vorbei) ging es 1996 in der Spielgemeinschaft mit dem SV Förste zu Wolfgang Dreyer. Ein toller Trainer. Davon blieb wohl auch am meisten hängen. Viele Sachen von ihm habe ich selbst als Jugendtrainer übernommen. In der Herrenmannschaft waren es dann u.a. Uwe Preuß, Oskar Schwarzbrunn, für leider zu kurze Zeit auch Jockel Meißner und seit 4 Jahren Jacek Ciesla. Über allen thront aber doch Schorse Flöter. Er holte aus der Mannschaft und aus einem selbst meistens das optimale heraus. Eine ganz seltene Eigenschaft eines Trainers. Die Meisterschaft 2005 und auch der Wiederaufbau von 2009 bis 2013 wo es kontinuierlich wieder bergauf ging war sein Werk.
11. Der größte Kritiker:
Da ging es mir nicht anders als über Jahrzehnte den meisten Eisdorfern. Der größte Kritiker war der leider schon verstorbene Erich „Trulla“ Elligsen. Es war sehr schwer es ihm recht zu machen. Selbst nach Siegen war man zwei Stunden nach Abpfiff eine von den üblichen „Pfeifen“. Dahinter gehörten zu den Kritikern ganz klar meine Eltern. Ich kann mich nur ein zwei Lobe von meinem Vater erinnern. Einmal direkt nach der gewonnen Meisterschaft, das andere Mal nach meinen drei Toren beim 3:2-Sieg 2012 gegen Hattorf.
12. Die beste Mannschaft
Natürlich hat die Meistermannschaft von 2005 einen Sonderstatus. Hier zeigte sich die Weisheit, dass nicht die besten Einzelspieler, sondern die beste und geschlossenste Mannschaft am Ende vorne steht. Aber jede Mannschaft hat ihre guten Seiten in jeder einzelnen Saison gehabt. Selbst die Saisons, als es Jahr für Jahr am letzten Spieltag gegen den Abstieg ging waren prägend und haben Spaß gemacht. Die letzten paar Jahre durfte ich noch mit dem jetzigen Großteil der Mannschaft zusammenspielen, die ich über 11 Jahre in der Jugend betreut habe und die den FC jetzt durch die nächsten Jahre bringen müssen.
13. Statistik
Nüchtern betrachtet stehen am Ende in der Statistik 15 Jahre Spielzeit, 339 Punktspiele und 246 Tore für die Herrenmannschaft. Das Tolle daran ist aber, dass ich eben auch alles aufgeschrieben habe und mich wirklich an jedes einzelne Spiel erinnern kann. Viele schöne, teils kuriose Erinnerungen an eine tolle Zeit. Mir wäre auch nie eingefallen jemals den Verein zu wechseln, denn man ist am besten dort aufgehoben wo man aufgewachsen ist. Jetzt freue ich mich sehr auf die Zeit mich um meine wachsende Familie zu kümmern und die Spiele der Ersten von der Außenlinie oder vom Verkaufstresen am Borntal zu beobachten.